BIODIVERSITÄT
Feldis
ARTENVIELFALT
Je mehr unterschiedliche Lebensräume vorhanden sind – bspw. Kiesspur, Wegrand, Zaun, Wiese, Fels, Gebüsch, Einzelbaum, Wald, Totholz, Gebäude, etc. – desto mehr Arten finden sich ein. Die hohe Anzahl an schweizweit bedrohten Arten, die in Feldis noch vorkommen und dies zum Teil in hoher Individuen-Menge, ist den kleinräumigen Strukturen zu verdanken. Sie lockt immer wieder Fachpersonen aus der ganzen Schweiz nach Feldis. Einige von Ihnen sind von der Lebensraum- und Artenfülle derart begeistert, dass sie bereit sind, Kartierungen auf ihren Spezialgebieten vorzunehmen. Die daraus resultierenden Daten werden jeweils an die entsprechenden Datensammelstellen der Schweiz (z.B. CSFS, Info-Flora) gemeldet und auch uns zur Verfügung gestellt. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön!
FLECHTEN-KARTIERUNG 2024
Der Botaniker Dr. Christoph Scheidegger baute an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL die Forschungseinheit Biodiversität und Naturschutzbiologie auf und leitete die Spezialistengruppe Flechten der Species Survival Commission von IUCN. Zusammen mit Christine Keller und Silvia Stofer verfasste er das Buch "Flechten der Schweiz. Vielfalt, Biologie, Naturschutz. Mit 52 Exkursionen".
Im Frühjahr 2024 kartierte er während sechs Tagen einen Teil der Flechten von Feldis. Er war überrascht, wie viele gefährdete Arten er gefunden hatte. Sein entsprechender Bericht wird in den nächsten Wochen hier veröffentlicht.
Im Oktober stellt er dem interessierten Publikum die Flechten und ihre Lebensräume in der Kulturlandschaft von Feldis auf einer Exkursion und an einem Vortrag vor.
12.10.24, 10- ca. 16 Uhr, Exkrusion in Feldis
13.10.24, 15 Uhr, Vortrag im Berghotel Sterna in Feldis
TAGE DER ARTENVIELFALT FELDIS 2021
Der Exkursionsleiter André Rey war anlässlich des Biodiversitäts-Wettbewerbs von 2020 von der Widderchen-Vielfalt so begeistert, dass er sich darum bemühte vom 25. – 27. Juni 2021 mit Mitgliedern der Entomologischen Gesellschaft Zürich (EGZ) Tage der Artenvielfalt in Feldis durchzuführen. Es sei ihm - und den unten aufgeführten Expertinnen und Experten - hier ganz herzlich dafür gedankt!
Expertinnen und Experten, die uns ihr Fachwissen zur Verfügung stellten:
André Brunschwiler Brutvögel (Tagfalter, Nachtfalter)
Yvonne Fabian Fledermäuse (Brutvögel, Libellen)
Monica Kaiser-Benz Ameisen
Daniela Lemp Tagfalter
André Rey Wildbienen (Tagfalter, Heuschrecken)
Oliver Seitz Tagfalter (Nachtfalter, Ameisen)
Jürg Sommerhalder Nachtfalter (Wildbienen)
Peter Weidmann Pflanzen
Begleitet und tatkräftig unterstützt wurden sie von weiteren, in verschiedenen Sparten fachkundigen Personen: Stefan Bosshard, Gregory Jäggi, Nina Lohri, Esther Vogel, Ronja Michels und Fabian Häussler.
Nochmals ein ganz herzliches Dankeschön euch allen, dass ihr euer freies Wochenende hier "arbeitend" verbracht habt! Euer Engagement und der unermüdliche Einsatz bis zur Erschöpfung haben uns sehr imponiert und gefreut. Zum Glück wurdet ihr durch die grosse Vielzahl an interessanten und seltenen Pflanzen und Insekten etwas entschädigt.
Jeweils am Freitag- und Samstagabend berichteten die Teilnehmenden über ihre Funde. Dabei merkte man, wie sehr die Fachleute von der Feldiser Biodiversität beeindruckt waren. Es fielen auch Sätze wie:
-
An zwei Tagen wurden über 50 Schmetterlinge gefunden. Man kann deshalb davon ausgehen, dass in Feldis 70-80 Arten vorkommen. Damit kann Feldis mit dem Schmetterlings-Hotspot Ausserberg im Wallis mithalten. Für das Biodiversitäts-Monitoring findet man auf den siebenmal pro Jahr besuchten Flächen in einem ganzen Jahr vielleicht 50 Arten.
-
In einer Feuchtwiese fand man 71 Pflanzen-Arten. Von 100 in Graubünden untersuchten Flächen gab es nur drei, die auch mehr als 70 Arten enthielten.
-
An Felswänden entlang einer Kiesstrasse wurden von der europaweit vom Aussterben bedrohten Schwarzen Mörtelbiene mehrere Weibchen und ihre gemörtelten Nester gefunden. Als Nahrung benötigen sie in nächster Nähe zum Nest, das sie an Felswände kleben, eine Vielzahl von Esparsetten.
- Trotz eher ungünstiger Wetterlage (Vollmond, windig, trocken) wurden gegen Mitternacht 80-100 Arten von Nachtfaltern mit Lichtfallen angelockt.
-
In einer Wiese wurde der Flockenblumen-Würger, eine Schmarotzer-Pflanze, die selbst kein Chlorophyll bildet sondern die Skabiosen-Flockenblume parasitiert, gefunden. Sie ist auf der Roten Liste der Schweiz der zweithöchsten Gefährdungskategorie zugeteilt. Und auch der als Potentiell Gefährdet eingestufte, wunderschöne Purpur-Klee wurde hier an mehreren Stellen gefunden.
-
Vom Nördlichen Platterbsen-Widderchen habe ich in einer Stunde etwa 20 Stück gesehen, mehr als ich in meinem ganzen Leben je gesehen habe. Sie leben an wenig verbuschten Säumen und Wegrändern und sind auf Pflanzen wie Vogelwicke, Fingerhut und Schwarzwerdende Platterbse angewiesen. Auf der Roten Liste sind sie als verletztlich eingestuft.
-
Hier findet man noch Wiesen, wie ich sie sonst nur noch aus der Kindheit kenne. Das ist Erholung pur!
-
75% der Insektenarten sind verschwunden. Wenn die Insekten verschwinden, verschwindet alles andere auch. Und hier scheint die Insektenwelt noch in Ordnung zu sein.
Weshalb die Biodiversität in Feldis noch so hoch ist, führen die Fachpersonen auf die kleinräumige Parzellenbewirtschaftung zurück, die sehr beindruckt habe: tendenziell etwas unternutzt, nicht jede Fläche ausgemäht, auch mal eine Ecke stehen gelassen, viele ungemähte Böschungen und Waldränder. Sie wiesen darauf hin, dass man dieser vielfältigen Landschaft Sorge tragen soll. Wenn sie einmal weg sei, sei die Vielfalt nicht mehr zurück zu holen. Ausgestorbene Arten könne man nicht mehr herzaubern, deshalb solle man bewahren, was noch vorhanden sei.
Im Winter 2021/2022 wurden die Funde umfassend ausgewertet und ein Schluss-Bericht erstellt, der von Tierökologe und Studienautor André Rey am 25. März 2022 in Feldis öffentlich vorgestellt wurde und hier verfügbar ist:
Ausführlicher Schlussbericht der Tage der Artenvielfalt Feldis 2021
ABENTEUER BIODIVERSITÄT FELDIS 2020
Die Bevölkerung und ausgewiesene Fachpersonen waren eingeladen, in Feldis auf bestimmten Flächen die Artenvielfalt zu dokumentieren. Folgende Artenlisten wurden dabei erstellt und zum Teil fotografisch festgehalten.
>> Artenliste Danielle Huser & Aline Rubeli
>> Artenliste Christine Dobler Gross
>> Artenliste Käfer Adrienne Frei
>> Artenliste Vögel und mehr Jonas Landolt
>> Artenliste Schmetterlinge André Rey
>> Artenliste aus Literatur und aktuell Gabrielle Frey
>> Fotoliste Falter Do Häberling
>> Fotoliste Insekten Christine Dobler Gross
>> Fotoliste Wiesen Christine Dobler Gross
>> Fotoliste Blumen Bettina Kellenberger
>> Fotoliste Insekten Bettina Kellenberger
QUELLFLUREN-KARTIERUNG 2023
Im Juni 2023 hat sich die ausgewiesene Quellfauna-Spezialistin, Verena Lubini-Felchlin - Dr. phil II, Inhaberin eines Büros für Gewässerökologie in Zürich - in Feldis auf die Suche nach wertvollen Quellen und Quellfluren gemacht.
Ihre Auswertungen liegen nun vor:
Dr. Verena Lubini-Ferlin: Quellen in Feldis (GR) - Bewertung von Struktur und Fauna
Dr. Verena Lubini-Ferlin stellt dem interessierten Publikum die Ergebnisse, den Lebensraum Quellen und ihre Bewohner vor.
29.12.2023, 14h im Berghotel Sterna in Feldis